Inhalt
1. Bezeichnungen
2. Krankheitsbild
3. Verlauf
4. Ursachen
5. Diagnose
6. Symptome
7. Skalen
8. Begleiterscheinungen
9. Therapie
10. Prognose
11. "Forscher"
12. MS-Selbsthilfegruppen
13. Literaturhinweise
14. Links
1. Bezeichnungen
1.1 "Encephalomyelitis disseminata"
- Encephalo = Hirn
- mye = Rückenmark
- litis = Entzündung
- disseminata = Erkrankung kommt an verschiedenen Stellen des Rückenmarks
und des Gehirns vor
1.2 "Multiple Sklerose"
- Multiple = vielfältig
- Skle = Veränderung der Bindegewebes
- rose = chronisch
- Skleros = hart (von Vernarbung)
2. Krankheitsbild
- entzündliche Krankheit des ZNS mit Übergang in chronischen
Zustand
- an multiplen (mehreren) disseminierten (verstreut liegenden) Stellen
des Gehirns und Rückenmarks treten Entzündungsherde (Plaques)
auf, die sich später zurückbilden oder als Narben (Sklerose) zurückbleiben
(vgl. Neuhofer 1996, 9)
- das Myelin der Nerven wird angegriffen und zerstört, so dass es
zu einer Verlangsamung und später auch zu einer UNterbrechung der Reizweiterleitung
kommt
- Myelin kann nur in sehr frühem Stadium wieder aufgebaut werden
- Beschwerden sind abhängig vom Ort im Gehirn oder Rückenmark,
an dem Entzündungsherde sitzen
- Beginn: in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr
- es sind mehr Frauen betroffen
3. Verlauf
- es sind sehr viele verschiedene Verlaufsformen möglich
3.1 Verlauf in Schüben
- plötzliches Auftreten der Symptome
- Schub bildet sich im Frühstadium der Krankheit sehr oft von alleine
zurück (Spontanremission)
- beschwerdefreier Zustand zwischen Schüben kann Jahre dauern
- manchmal tritt nach dem ersten Schub Stillstand der Krankheit ein
3.2 Chronischer Verlauf
Primär chronischer Verlauf
- schleichender Beginn, der langsam aber stetig zu einer Verschlechterung
des Zustands führt
- bei einem Drittel der MS-Patienten
Sekundär chronischer Verlauf
- zu Beginn schubhaft, dann langsam fortschreitender Verlauf
- chronischer Verlauf kann durch kleinere Schübe unterbrochen werden
4. Ursachen
- eigentliche Ursache ist ungeklärt
- Störung im Immunsystem (im Bereich des Gehirns und Rückenmarks
entstehen Immuneiweiskörper, die im Liquor nachgewiesen werden können)
4.1 Faktoren, die für Störungen des Immunsystems
verantwortlich sind
Vererbung
- familiäre Häufungen, aber keine nachgewiesene Erbkrankheit
- Disposition wird vererbt
Virale Einflüsse
- Viren können Auslöser oder Aktivatoren der Krankheit sein
- häufig können Antikörper gegen verschiedene Viren nachgewiesen
werden
- Slow-Virus-Infektion (verzögert ablaufende, versteckte Virusinfektion)
- Virusinfektionen führen zu Störungen des körpereigenen
Immunsystems, die wiederum für das Auftreten der MS verantwortlich
sind
Umwelteinflüsse
- südlich des Mittelmeerraums ist die MS unbekannt
- Foererinseln = MS am allerhäufigsten
- Prävalenzrate von 60 auf 100000 Einwohner nördlich des 46.
Breitengrads in Europa
- Erkrankungshäufigkeit nimmt mit Entfernung vom Äquator zu
- Migrationsstudien
- nach Israel wurde nach dessen Gründung die MS-Erkrankungsbereitschaft
eingeschleppt
4.2 Faktoren für eine Verschlechterung des Zustands
- Virusinfektionen
- Impfungen
- Unfälle, Operationen
- Sonneneinwirkung, Hitze
- Schwangerschaft, Geburt
- seelischer und körperlicher Streß
5. Diagnose
- es gibt keine MS-spezifische Untersuchung
5.1 Häufigste Symptome zu Beginn der Erkrankung
- schnelle Ermüdung, Kraftlosigkeit
- Sensibilitätsstörungen
- Sehstörungen
- gestörte Muskelkraft (z.B. Stolpern)
5.2 Untersuchungsmethoden
Computertomographie (CT)
- Schichtaufnahmen mit Hilfe von Röntgenstrahlen bei denen die weißen
Entmarkungsherde sichtbar werden
- akute Herde können mittels Röntgenkontrastmittels eingefärbt
werden, so dass Aktivität der Krankheit überprüft werden
kann
- direkter Nachweis der Herde durch CT gelingt nur bei 30-50% der Patienten
Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie)
- magnetische Schichtaufnahmen
- besserer Nachweis kleinerer Herde
- mit Hilfe eines Kontrastmittels Unterscheidung von akuten und chronischen
Herden
- wichtigste und aussagekräftigste Diagnostikmethode
Überprüfen der Leitfähigkeit der Nervenbahnen
- mittels Elektroden an der Kopfhaut und entlang der Wirbelsäule
- am Besten können so die Seh-, die Hörbahn und die empfindungsleitenden
Nerven untersucht werden
Liquoruntersuchung
- Liquor = Nervenwasser, das Gehirn und Rückenmark umgibt
- Nachweis von Eiweiskörpern bei 80% der Patienten
- Methode: Lumbalpunktion (Punktion des Rückenmarkkanals in der Lendengegend)
Anamnese
- Auswertung der Krankheitsgeschichte
6. Symptome
6.1 Sehstörungen
- Frühsymptom
- Entzündung des Sehnervs
- Schleiersehen
- Schmerz hinter dem Augapfel
- Mosaiksehen (kleine dunkle Lücken im Sehbild)
- Gesichtsfeldausfälle
- Entzündungsherde in den Sehnervkernen im Hirnstamm
- Augenmuskellähmungen
- Doppelbilder
- Schielstellung der Augen
- Nystagmus
6.2 Sprach- und Schluckstörungen
- oft erst im späteren Verlauf der Krankheit
- treten oft gemeinsam auf
- Sprachstörungen
- verwaschene Sprache
- falsche Aussprache eines Wortes
- Benutzung des falschen Wortes
- abgehackte, stark akzentuierte Sprache
- Schluckstörungen
- Schwierigkeiten beim Essen
- Probleme mit dem Speichel ("Verschlucken")
6.3 Sensibilitätsstörungen
- frühe Symptome
- Kribbeln
- taubes Gefühl
- Temperatursinn (heiße oder kalte Stellen - die Temperatur ist
real nicht erhöht/ erniedrigt)
- Gang wie auf Watte
- Spinnweben im Gesicht
- Lhermitte-Zeichen (beim Vorbeugen des Kopfes Gefühl, als ob Stromstöße
durch die Gliedmaßen geschickt werden)
6.4 Bewegungsstörungen
- rasche Ermüdbarkeit
- später ggf. Fehlstellungen der Hände und Arme
- Spastik
6.5 Blasen- und Darmstörungen
- Stressinkontinenz (Blasenentleerung bei plötzlicher Druckänderung
im Bauchraum durch Husten, Lachen o.ä.)
- Urge-Inkontinenz (Blasenentleerung allein durch die Vorstellung, dass
die Blase vorsichtshalber entleert werden müßte)
- Überlaufblase (nur noch tröpfchenweise unkontrollierte Blasenentleerung)
- verlangsamte Darmtätigkeit
6.6 Koordinationsstörungen
- anfallsartig auftretender Drehschwindel (Pat. hat das Gefühl, im
Karussell zu sitzen)
- feines bis grobes Zittern, das sich bei besonderer Beachtung verstärkt
6.7 Schmerzen
6.8 Psychische Symptome
- häufig aufgrund von Therapienebenwirkungen
- Probleme, die aich aus der Verarbeitung und Bewältigung der Krankheit
ergeben
7. Skalen
- bestimmen Grad der Erkrankung (z.B. Bronx-Skala)
0 |
kein krankhafter Befund |
1 |
unbedeutende Funktionsabweichungen von der Norm |
2 |
leichte Störungen, wie leichte Spastik oder
leichte Lähmungserscheinungen |
3 |
mittelschwere Störungen, wie mäßige
Ataxie, leichtere Halbseitensymptome |
4 |
Funktionsausfälle, die noch eine Arbeitsfähigkeit
ermöglichen, aber dennoch bereits deutlich behindern |
5 |
Dauerarbeitsunfähigkeit, Gehstrecke eingeschränkt
auf ca. 500m |
6 |
stark eingeschränkte Gehfähigkeit, nur
mit diversen Gehhilfen möglich |
7 |
Pat. ist an Rollstuhl gebunden, kann diesen aber
noch selbst beherrschen |
8 |
Pat ist an Bett gebunden, wobei Funktion der Arme
noch gegeben ist |
9 |
Pat. ist an Bett gebunden, mit völliger Unfähigkeit
der Verrichtung irgendwelcher Dinge |
10 |
Tod infolge der MS-Erkrankung |
8. Begleiterscheinungen
- Gehfähigkeit ist sehr wichtiger Aspekt
- Begleiterscheinungen sind meistens die Todesursache
- Berufsunfähigkeit
- führt häufig in eine Umfeldisolierung
9. Therapie
- nach dem heutigen Stand der Forschung ist eine Heilung nicht möglich
9.1 Symptomatische Therapie
- Erhaltung der Funktionen durch das Bobath-Konzept (früher wurden
nur die gesunden Organe gestärkt):
- Krankengymnastik
- Ergotherapie
- Logopädie
- neurophysiologische Therapie
- Plastizität des Gehirns (normalerweise werden max. 30% des Gehirns
beansprucht, die restlichen 70% sind Reserve, ersetzen ausgefallene Regionen)
9.2 Medikamentöse Therapie
- Langzeittherapie
- Ziele beim schubhaften Verlauf
- Abfangen des Schubes
- Rückbildung der Ausfälle
- Verhindern weiterer Schübe
- Ziele beim chronisch fortschreitenden Verlauf
- Stillstand oder Verlangsamung der Krankheit
- Verbesserung der Beschwerden
- Medikamente im akuten Schub
- Kortikosteroide
- Enzymkombinationspräparate
- medikamente für die Langzeittherapie
- Immunsuppression (Unterdrückung der Immunreaktion)
- Immunmodulation (Veränderung der Immunreaktion)
9.3 Enzymtherapie
- Immunmodulation
- Entzündungshemmung
9.4 Physiotherapie
- Bewegungstherapie
- Beckenbodengymnastik (zur Bekämpfung der Blasenstörungen)
- Massagen (zur Erholung und zur Entkrampfung der Muskulatur)
- Manuelle Lymphdrainage (Ausstreichen gestauter Lymphgefäße
mittels klassischer Massagetechnik)
- Atemtherapie
- Kälte- oder Wärmebehandlung
9.5 Alternative Therapiemethoden
- Homöopathie
- Akupunktur
- Ozon-Sauerstoff-Therapie
- Phytotherapie
- Herd-(Störfeld-)Sanierung
- chronische Entzündungen
- Operationsnarben, Verletzungen, Abszesse
- gestörte Darmflora
- Schwermetallbelastung
- Darmsanierung
10. Prognose
- kann erst 5-6 Jahre nach Diagnosestellung gestellt werden
- ausschlaggebend sind:
- Verlaufsform
- Situation des Patienten
- Lebensführung
- Eigeninitiative
- ca. 50% der Patienten sind 15 Jahre nach der Diagnosestellung noch voll
arbeitsfähig, können sich ohne Hilfe fortbewegen und sind nicht
abhängig von der Hilfe anderer (vgl. Neuhofer 1996, 11)
11. "Forscher"
- Prof. Nils Franke (Eigenversuch)
- bekam Gangstörung und schloß auf MS
- nahm Immunmedikament (dient sonst zur Verhinderung des Abstoßens
von Nieren nach Transplantation)
- Besserung: bei MS-Kranken zeigt sich keine klinische Besserung
- Nieper
- behandelt Pat. mit hohen Dosen an Calcium (oral und intravenös
-> gefährlich!)
- Jeselic
- implantiert Schweinehirne unter Bauchdecke zur Stimulierung des
Immunsystems
- z.Zt. Erforschung der MS mit Hilfe der EAE (Experimentelle allergische
Encephalomyelitis), die der MS sehr ähnlich ist
12. MS-Selbsthilfegruppen
- leisten im Rahmen ihrer Möglichkeiten große Hilfe und bieten
Betroffenen Unterstützung und Geborgenheit
- ein Anschluss Betroffener an diese Gruppen ist sehr zu empfehlen
13. Literaturhinweise
Neuhofer, Christine (1996): Multiple Sklerose. Niedernhausen/ Taunus: Falken
- Ratgeber: Ursachen, Untersuchungsmethoden, Erscheinungsbilder und Verlaufsformen;
schulmedizinische und alternative Heilmethoden und richtige Ernährung
und Bewältigung der Ängste
Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte (1994): Multiple Sklerose.
Eigenverlag
- alle wesentlichen Grundlagen der Erkrankung in verständlicher Form
Deutsche MS-Gesellschaft (Hrsg.): Myelin geht mir auf die Nerven. Hannover:
Eigenverlag
- Aktivitätsbuch über Multiple Sklerose für Kinder von
6-12 Jahren, die einen Elternteil mit MS haben
14. Links
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