
Inhalt:
 1. Definition, Verteilung und geschichtliche Entwicklung
 2. Klinische Merkmale
 3. Ätiologie
 4. Früherkennung und Frühberatung
 5. Klassifikationen der progressiven Muskeldystrophie
 6. Therapieformen
 7. Hilfsmittel
 8. Praktische Anleitungen und Hilfen für Eltern, Lehrer
    und Betreuer
 9. Literatur
10. Links
 
1. 
Definition, Verteilung und geschichtliche Entwicklung
Definition 
    - genetisch bedingte degenerative Erkrankung der Skelettmuskulatur 
    
- von keiner der verschiedenen Typen ist die Ursache vollumfänglich 
    bekannt 
    
 
Verteilung 
    - auf 100.000 Einwohner kommen 10 erkrankte Patienten 
    
- 2/3 aller Muskeldystrophiepatienten leidet an einer Duchenne Muskeldystrophie 
    
    
 
Geschichtliche Entwicklung
    
        | 1849 | Guillaume Duchenne de Boulogne beschreibt das nach ihm benannte Krankheitsbild 
der erblichen progressiven Muskeldystrophie bereits in allen klinischen Details, 
er vermutete die Ursache in der Muskelzelle | 
    
        | 1881 | Wilhelm Erb grenzt weitere Form der progressiven Lähmung ab, deren 
Ursprung seiner Meinung nach neurogen war (nur möglich durch elektrophysiologische 
Untersuchungen der Muskeln und Mikroskopie von Gewebeproben der Muskulatur) | 
    
        | 1967 | P.E.Becker nimmt eine umfassende Einteilung der Muskeldystrophien 
und Myopathien nach genetischen Gesichtspunkten vor | 
  
2. Klinische Merkmale 
    - progressiver, symmetrischer Muskelschwund, vor allem an Rumpf und den 
    proximalen Gliedmaßen
- Schwäche und Hypotonie der Muskeln, die später in Atrophie 
    übergeht, Funktionsstörungen sind symmetrisch 
    
- elektrische Erregbarkeit der Muskelzellen ist abgeschwächt, jedoch 
    keine Störungen in der Funktion von Blase, Mastdarm und Sinneswahrnehmung 
    
    
- häufig Pseudohypertrophien 
    
- ZNS und PNS sind nicht betroffen 
    
- Verlauf ist meistens über Jahre langsam fortschreitend 
    
- Eigenreflexe bleiben so lange erhalten, wie genügend Muskelmasse 
    für eine Reflexzuckung vorhanden ist 
    
 
3. Ätiologie 
    - Ätiologie und Pathogenese aller progressiven Muskeldystrophien 
    sind bisher ungeklärt 
    
- das Fehlen, bzw. eine qualitative Veränderung des Proteins Dystrophin 
    ermöglicht einen fortschreitenden Abbau der Skelettmuskulatur 
    
        - Dystrophin ist wichtiger Bestandteil der Muskelfasermembran, fehlt 
        es, ist die Membrandurchlässigkeit erhöht, so dass Kreatinkinase 
        (CK) austreten kann (Messung im Blut) 
        
- durch das Fehlen des Proteins Dystrophin gelangt außerdem 
        viel Calcium in die Zelle 
        
- 5 % aller Muskelfasern sind betroffen 
        
- Zellen werden hyperreaktiv 
    
 
- exzessive Erhöhung der CK im Blut: 100 bis 300fache Menge (ab dem 
    3. Lebensjahr langsam abfallend) 
    
 
4. 
Früherkennung und Frühberatung 
    - beim Typ Duchenne, Typ Becker-Kiener und Typ Emery-Dreifuß: 
    
- Mütter können Konduktorinnen sein, d.h., dass sie das erkrankte 
    X-Chromosom heterozygot in sich tragen (zur 
    Abbildung) 
    
- Unterscheidung: 
    
        - mögliche Konduktorinnen: 
        
            - Frauen mit einem erkrankten Sohn 
            
- Frauen mit einem erkrankten Bruder, Neffen oder Onkel in der 
            mütterlichen Linie 
        
 
- wahrscheinliche Konduktorinnen: 
        
            - Frauen mit zwei oder mehr erkrankten Söhnen, in deren mütterlicher 
            Linie alle  männlichen 
            Mitglieder gesund sind 
        
 
- sichere Konduktorinnen: 
        
            - Frauen mit einem erkrankten Sohn, in deren mütterlicher 
            Linie mindestens ein erkrankter Mann zu finden ist 
            
- Frauen mit zwei erkrankten Söhnen, die von verschiedenen 
            Vätern stammen 
            
- Frauen mit einem erkrankten Sohn und einer Schwester, deren 
            Sohn ebenfalls erkrankt ist 
        
 
 
- bei 5 - 10 % der Konduktorinnen können (wenn auch meistens nur 
    leichte) Symptome einer Muskelerkrankung gefunden werden 
    
- bei 70 - 80 % der Konduktorinnen ist die CK (Ceratinkinase) erhöht 
    
    
- genetische Beratung der Konduktorinnen: bei bestehender Schwangerschaft 
    kann in der 13. bis 15. Woche eine intrauterine Geschlechtsbestimmung vorgenommen 
    werden und bei einem männlichen Fetus kann ein Abbruch noch bis zum 
    5. Monat vorgenommen werden 
    
 
5. Klassifikationen 
der progressiven Muskeldystrophie
5.1 Muskeldystrophie Typ Duchenne
Synonyme für den Duchenne-Typ: 
    - "bösartiger Typ" 
    
- "maligne Form" 
    
- "infantiler Beckengürteltyp" 
    
 
Verbreitung: 
    - die Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist die häufigste vererbte 
    Muskeldystrophie des Kindesalters 
    
- Schwankungen: 1 erkrankter Junge unter 3000 bis 3500 Neugeborenen 
    
- 1/3 aller erkrankten Jungen sind Opfer einer Neumutation 
    
- in der BRD gab es 1994 zwischen 1500 und 2000 Menschen mit DMD, es herrscht 
    eine jährliche Zuwachsrate von 160 Patienten 
    
- in den letzten Jahren ist ein Sinken der Rate zu verzeichnen, die auf 
    die genetische Beratung und die modernerem Pränatalmaßnahmen 
    zurückzuführen ist 
    
 
Verlauf und klinisches Bild:
Einteilung in funktionelle Stadien nach VIGNOS 1968: 
    
        | 0. Präklinische Phase
             
                Symptomfrei, nur der Serum-CPK-Wert ist erhöhtverspätetes Laufen lernen | 
    
        | 1. Retardation der motorischen Entwicklung
             
                z.B. Stolpern, Hinfallender 
Kranke kann weder laufen noch springenrasches Ermüden bei Spaziergängen 
    gehäufte Infekte mit Bronchitis 
             | 
    
        | 2. Typische Gehstörung.
             
                Treppensteigen nur mit Festhalten am Geländer 
möglich. 
                Muskelschwäche und -schwund setzen an Becken, Gesäß 
    und Oberschenkeln ein: 
    watschelnder Gang auf Zehenspitzen 
    verstärkte Rückenkrümmung 
    Gower-Manöver (an-sich-hochklettern) 
    Schwierigkeiten beim Treppensteigen 
    Pseudohypertrophien der Waden („Gnomenwaden“), im Gegensatz dazu meist 
    atrophische Oberschenkelmuskulatur
             | 
    
        | 3. Der Kranke kann zwar gehen, doch nicht Treppensteigen. | 
    
        | 4. Die Gehfähigkeit ist noch erhalten, doch beim Aufstehen vom Stuhl 
ist der Patient auf Hilfe angewiesen. 
    mühsames "Watscheln"beginnender Schulter-Arm-Befall 
    Skelett-Deformierungen durch besondere Körperhaltung 
    Hyperlordose, vorgewölbter Bauch, Plattfüße, Beugung 
    in der Hüfte 
    Schwerpunktverlagerung nach vorne | 
    
        | 5. Der Kranke geht mit einem Oberschenkelapparat. | 
    
        | 6. Er geht im Oberschenkelapparat mit Hilfe. | 
    
        | 7. Er vermag zwar im Oberschenkelapparat zu stehen, doch gehen kann er auch 
mit Hilfe nicht mehr. 
    durch Bewegungsverlust setzen ein: 
    
        Kniegelenksversteifung 
        Spitzfuß 
    Wirbelsäulenverkrümmung 
    Beginn einer Muskel- und Weichteilatrophie 
    Muskeleigenreflexe sind stark abgeschwächt oder ganz aufgehoben  | 
    
        | 8. Der Kranke sitzt im Rollstuhl und fährt den Wagen. Mit der Hand vermag 
er kleinere tägliche Verrichtungen zu bewältigen. 
 
    Beginn der Invalidität 
    die Verrichtungen des täglichen Lebens können noch ohne Hilfe 
    durchgeführt werden 
    auch Muskeln des Schultergürtels und des Rumpfes sind betroffen 
    
    durch das Sitzen im Rollstuhl werden Kontrakturen von Knie-, Hüft-, 
    Ellenbeugen- und Schultergelenken hervorgerufen, außerdem geht die 
    lumbale Lordose in eine Kyphoskoliose über, dadurch besteht die Gefahr 
    einer respiratorischen Insuffizienz (Funktionsschwäche der Atmung)  | 
    
        | 9. Er kann im Rollstuhl sitzen, doch er ist in allem auf Hilfe angewiesen. 
    Abstufung: 
    
        Hilfsbedürftigkeit im Rollstuhl: Aufrechtes Sitzen ist möglich 
        
        Begrenzte Rollstuhlfähigkeit: Sitzen ist nur mit Unterstützung 
        möglich 
    Herabsetzung der Lungenfunktion 
    bei 90 % der Patienten kardiale Mitbeteiligung 
    ein Skoliosewinkel (Skoliose oder Kyphoskoliose) von 40 bis 90° 
    sorgt für Atemschwierigkeiten  | 
    
        | 10. Der Kranke ist ständig bettlägerig, bedarf maximaler Versorgung. 
    Finalstadium 
    deutlicher Gewichtsverlust 
    krankhafte Schläfrigkeit 
    Hyperkapnie (übermäßige Menge von Kohlensäure im 
    Blut) 
    weniger Sauerstoff kann aufgenommen werden 
    durch Gabe von Sauerstoff hebt man die Spontanatmung auf (Gefahr von 
    Atemstillstand) 
    
    häufigste Todesursache: bronchitische pneumonische Infektion oder 
    Tod durch zunehmende Ateminsuffizienz , nur bei 10 % tritt der Tod durch 
    Herzversagen ein 
 | 
 
Allgemeines zum Verlauf und klinischen Bild: 
    - Beginn im 1. bis 2. Lebensjahr 
    
- ab dem 8. bis 10. Lebensjahr rasch Verschlechterung 
    
- zwischen 8. und 15. Lebensjahr Gehunfähigkeit 
    
- zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr Herabsetzung der Lungenfunktion 
    mit Verminderung der Vitalkapazität und Abnahme des exspiratorischen 
    (Exspiration = Ausatmung) und inspiratorischen (Inspiration = Einatmung) 
    Drucks 
    
- Die 
Entwicklung von optimalen Betreuungsmethoden, besonders die mechanische 
Langzeitbeatmung, haben die Lebenserwartung der Duchenne-Jungen von etwa
 15 Jahren in den 1960er Jahren 
bis auf 30 und in manchen Fällen bis auf 40 Jahre und darüber 
verlängert. Doch auch heute noch sterben einige der jungen Männer bevor 
sie 20 Jahre alt sind an 
Herzkomplikationen, die selbst mit den modernsten Methoden nicht 
beherrscht werden können. (Quelle: http://www.duchenne-information.eu/richtli1.htm)
- die Reduzierung der Muskelkraft verläuft progrediert linear, d.h. 
    auf Skala von 1 - 10 findet man eine jährliche Muskelkraftverminderung 
    von 0,4 Einheiten 
    
- im mittleren Stadium manchmal Adipositas (aufgrund der Bewegungseinschränkung 
    und der Medikamente), später starke Abmagerung 
    
- bei ca. 40 % der Patienten liegt eine genetisch determinierte Intelligenzminderung 
    vor (IQ durchschnittlich 75), die allerdings nicht progredient ist und nicht 
    mit der Schwere der Dystrophie korreliert (die verbale Intelligenz ist stärker 
    betroffen als die praktische Intelligenz) 
    
        
            - Patienten mit einer spinalen Muskelatrophie haben einen durchschnittlichen 
        IQ von 113 
    
        
 
 
Das Gowers-Manöver
    - als Gowers-Manöver wird der Vorgang des Aufrichtens aus 
    der bauchlage bis in den aufrechten Stand bezeichnet
- Gowers-Manöver eines 7-jährigen Jungen, der an Muskeldystrophie 
    vom Typ Duchenne erkrankt ist (Quelle: Weimann 1994, 33):

 
Mädchen mit DMD:
Es gibt vier verschiedene Möglichkeiten für ein Mädchen, an 
DMD zu erkranken: 
    - ein Mädchen kann ein erkranktes X-Chromosom von ihrer Mutter (Konduktorin) 
    bekommen und ein X-Chromosom vom Vater, welches einer Spontanmutation unterlag 
    (ein solcher Fall ist bisher nicht bekannt) 
    
- sie ist Konduktorin mit ausgeprägten Symptomen (10 % der Konduktorinnen 
    zeigen Auffälligkeiten wie: Wadenhypertrophie, Muskelschmerzen, langsam 
    progrediente Muskelschwächen im Becken- und/ oder Schultergürtel; 
    95 % der Konduktorinnen zeigen erhöhte CK-Werte im Blut) 
    
- ein Mädchen mit Turner-Syndrom (X0-Syndrom) (ein solcher Fall wurde 
    3-mal beschrieben) 
    
- ein Mädchen mit einer reziproken Translokation zwischen einem Autosom 
    und dem X-Chromosom (X-Chromosom wird inaktiv) (ein solcher Fall wurde bisher 
    20-mal beschrieben) 
    
 
5.2 Muskeldystrophie Typ Becker/ Kiener
Vererbung 
    - rezessiv x-chromosomal vererbt 
    
- Männer erkranken 
    
- Frauen sind Konduktorinnen 
    
 
Häufigkeit 
 
Beginn 
    - zwischen 1. und 45. Lebensjahr (durchschnittlich im Alter von 11) 
    
 
Verlauf 
    - progrediert langsam 
    
- aufsteigender Verlauf 
    
- zuerst ist Becken- und Oberschenkelmuskulatur betroffen 
    
- nach 25 bis 30 Jahren Gehunfähigkeit 
    
- nach 5-10 Jahren ist Schultergürtel und Oberarmmuskulatur betroffen 
    
    
- Kontrakturen erst in der Rollstuhlphase 
    
- Herzmuskelbeteiligung 
    
 
Lebenserwartung 
    - erreichen zuweilen normales Alter, aber meistens eingeschränkte 
    Lebenserwartung (ca. 50 Jahre) 
    
 
5.3 Muskeldystrophie Typ Emery/ Dreyfuß
Vererbung 
    - rezessiv x-chromosomal vererbt 
    
- Männer erkranken 
    
- Frauen sind Konduktorinnen 
    
 
Häufigkeit 
 
Beginn 
    - zwischen 2. und 10. Lebensjahr (durchschnittlich im Alter von 5 Jahren) 
    
    
 
Verlauf 
    - progrediert langsam 
    
- Muskelschwäche betrifft in erster Linie Becken- und Oberschenkelmuskulatur 
    
    
- später auch Schulter- und Oberarmmuskeln betroffen 
    
- auftretende Frühkontrakturen der Ellenbogen, Achillessehnen und 
    Knie 
    
- Gehfähigkeit bis ins 4. Lebensjahrzehnt 
    
- Herzmuskelbeteiligung 
    
 
Lebenserwartung 
    - eingeschränkte Lebenserwartung infolge der frühen Herzmuskelbeteiligung 
    
    
 
5.4 Muskeldystrophie Typ Leyden/ Möbius (Gliedergürteltyp)
Vererbung 
    - rezessiv autosomal vererbt 
    
- betrifft beide Geschlechter 
    
 
Häufigkeit 
 
Beginn 
    - zwischen 2. und 40. Lebensjahr (90 % erkranken vor der Pubertät) 
    
    
 
Verlauf 
    - langsam progredient 
    
- aufsteigender Verlauf 
    
- betrifft zuerst Becken- und Oberschenkelmuskulatur 
    
- in seltenen Fällen später auch Schultergürtelmuskulatur 
    betroffen 
    
- Kontrakturen erst in der Spätphase 
    
- gehunfähig zwischen 20. und 30. Lebensjahr 
    
- selten Herzmuskelbeteiligung 
    
 
Lebenserwartung 
    - Prognose ist umso günstiger, je später die Krankheit beginnt 
    
    
 
5.5 Muskeldystrophie Typ Landouzy/ Dejerine/ Erb
Vererbung 
    - autosomal dominant vererbt 
    
- betrifft beide Geschlechter 
    
 
Häufigkeit 
 
Beginn 
    - zwischen 10. und 30. Lebensjahr (durchschnittlich im Alter von 15) 
    
 
Verlauf 
    - langsam progredient 
    
- absteigernder Verlauf 
    
- Schwäche der Gesichtsmuskulatur 
    
- Schultergürtel- und Oberarmschwäche 
    
- selten gehunfähig 
    
- keine Herzmuskelbeteiligung 
    
 
Lebenserwartung 
 
6. Therapieformen 
    - individuell abgestimmte Krakengymnastik (Klopf-Druck-Behandlung und 
    Ganzkörperisometrie nach Teirich-Leube) 
    
        - Ziel: Erhaltung, Koordination und evtl. Verbesserung noch vorhandener 
        Muskelfunktionen, Kontrakturenprophylaxe 
    
 
- medikamentös lassen sich nur die Symptome behandeln 
    
- sinnvolle Ernährung (wenig Fett, viel Eiweiß, Vitamine und 
    Magnesium) 
    
- orthopädische Maßnahmen 
    
- psychische Unterstützung 
    
- Operationen, um Gehfähigkeit zu verlängern 
    
 
6.1 Krankengymnastik bei Muskeldystrophie Typ Duchenne 
(nach Lebensalter) 
ca. 1 Monat bis 3 Jahre
Merkmale:
    - typische Krankheitszeichen sind meistens noch nicht sichtbar
- verminderter Bewegungsdrang
Behandlungsziele:
    - Stimulation und gezielte Förderung der Spontanmotorik
- Kräftigung der gesamten Muskulatur
Maßnahmen/ Technik:
    - dynamische Übungen zur Muskelarbeit
- Schwimmen
- Rollbrett fahren
- KG nach Bobath
Sonstiges:
    - übertriebene Bewegungsanregung und zu langes ermüdendes Spielen vermeiden
- leichte Zudecke
- Eltern und Erzieher in Übungen einweisen
- mehrmals täglich, oft und kurz üben
 
ca. 3 bis 6 Jahre
Merkmale:
    - Krankheitszeichen sind ausgeprägt
- Schwäche der Muskulatur wird deutlich
- Kinder fallen oft hin, können sich schlecht abstützen
- Gowers-Manöver beim Aufstehen
Behandlungsziele:
    - Haltungs- und Bewegungsmuster sollen erhalten bleiben
- Gewichtskontrolle
- Kontrollen durch Orthopäden
- ansonsten gleiche Ziele wie Frühbehandlung
Maßnahmen/ Technik:
    - dynamische Muskelkräftigung
- Atemtraining
- Dehnübungen in die täglichen Bewegungen einschieben
- KG nach Bobath
- Hilfsmittel
- Orthesen können notwendig werden
Sonstiges:
    - evtl. Haltungsturnen in kleinen Gruppen
- Fahrradfahren
 
ca. 6 - 10 Jahre
Merkmale:
    - deutlich zunehmende Muskelschwäche
- die meisten Kinder werden in diesem Alter gehunfähig
- Inaktivitätsatrophien der Muskulatur
- Gewichtszunahme durch verringerten Energieverbrauch
- Pseudohypertophien der Waden
- zunehmend Kontrakturen
Behandlungsziele:
    - Ziele der frühen Stadien
- Erhaltung der Steh- und Gehfähigkeit
- Umgang mit technischen Hilfen üben
Maßnahmen/ Technik:
    - statische und dynamische Übungen zur Kräftigung der gesamten Muskulatur
- richtige Lagerung und Atemschulung immer wichtiger
- Gangschulung mit Orthesen und Stehübungen
- Ganzkörperisometrie nach Teirich und Leube
- Kontrakturen- behandlung
- Hilfsmittel
- Orthesen
- Schreibhilfen
- Stehtrainer
- Rumpfkorsett
- Rollstuhl
Sonstiges:
    - ggf. operative Eingriffe
- auf richtiges Sitzen achten
- oft Positionswechsel
- oft aus dem Rollstuhl herausnehmen
- auf Skoliosen achten
 
ca. 10 Jahre und älter
Merkmale:
    - Gehunfähigkeit
- aktive Bewegungen werden langsam und mühevoll
- rasche Entwicklung von Kontrakturen
- Atmung wird flacher
Behandlungsziele:
    - Steh- und Gehfähigkeit mit Hilfsmitteln und das Muskelgleichgewicht soweit wie möglich erhalten
- Atemfunktion verbessern
Maßnahmen/ Technik:
    - siehe vorherige Altersstufe
- aktive Bewegung tritt in Hintergrund
- im Vordergrund stehen isometrische Spannungsübungen, um verbleibende Muskelkraft zu erhalten
- Atemtherapie ist sehr wichtig
- Orthesen
- elektrische Schreibmaschine
- Stehtrainer
- Rumpfkorsett
- E-Rollstuhl
Sonstiges:
    - auf richtigen Sitz im Rollstuhl achten
- altersentsprechende Wünsche soweit wie möglich unterstützen
 
7. Hilfsmittel 
    - spezielle orthopädische Schuhe, um längere Zeit das Stehen 
    und Gehen zu ermöglichen 
    
- Lagerungsschuhe, um Fußdeformierungen vorzubeugen 
    
- reziprokes Gehgestell, um Gehen zu erleichtern 
    
- Orthesen, z.B. Beinschienen 
    
- Stehtrainer 
    
- Rumpfkorsett bei Wirbelsäulendeformierungen 
    
- zur Lagerung Dekubituskissen und –matratzen, Sitzschale 
    
- Versorgung mit Rollstuhl, später E-Rollstuhl 
    
- Schreibmaschine mit Dystrophikertastatur 
    
- Computer
    
- Beatmungsgerät
        - intermittierende Selbstbeatmung (in individuell einstellbaren Intervallen 
        wird beatmet, so dass sich die Atemmuskulatur erholen kann)
- die Einweisung in diese Therapie erfolgt stationär, später kann 
        die Beatmung zu Hause vorgenommen werden
- Beatmung über Nasenmaske, Nasen-Mundmaske (nur wenn Nasenmaske allein 
        nicht ausreichenden erfolg zeigt) oder Tracheostoma (nur bei schwerwiegenderen 
        Problemen wie zum Beispiel erhöhter Aspirationsgefahr und Verlust des 
        Hustenreizes)
- mit Hilfe dieser Beatmungstechnik leben viele 
        Patienten durchschnittlich 10 Jahre länger als bisher möglich!!!!!!!!
 
8. 
Praktische Anleitungen und Hilfen für Eltern, Lehrer und Betreuer 
    - auf gut gepolsterte Sitzunterlage achten 
    
- weiche Lehnen im Rücken 
    
- Schüler sollte im Rollstuhl gut abgesichert sein 
    
- viel an die frische Luft gehen 
    
- auf Ernährung achten 
    
- passives Bewegen sehr vorsichtig, da Schmerzgrenze sehr schnell erreicht 
    ist 
    
- ständiges Sitzen im Rollstuhl vermeiden 
    
- beim Sitzen möglichst abwechselnd Beine hoch lagern 
    
- Armauflagen, Tischhöheneinstellung 
    
- Sitzen im Zwischenfersensitz vermeiden 
    
- nach langem Sitzen in Rückenlage Spannungsübungen durchführen 
    
    
- Treppensteigen vermeiden 
    
- spezielle krankengymnastische Maßnahmen anwenden können 
    
- so weit wie möglich altersentsprechende Wünsche ermöglichen 
    
    
- psychische Unterstützung 
    
 
9. Literatur
Beckmann, R. (1990): 
Erkrankungen des Nervensystems und der Skelettmuskulatur
In: Palitzsch, D.: Pädiatrie – Kinderheilkunde für Studenten und Ärzte. 
Stuttgart
Bekeny, G. (1987): 
Klinik der Muskelkrankheiten 
Leipzig
Brandt, T./ Dichgans, J./ Diener, H.C. (Hrsg.) (1988):
Therapie und Verlauf 
neurologischer Erkrankungen 
Stuttgart
von Bruch, H. (1994):
Bewegungsbehinderungen
Stuttgart
Conze, I. (1989):
Krankengymnastik bei Muskelerkrankungen 
Schrift der Deutschen 
Gesellschaft zur Bekämpfung der Muskelkrankheiten e.V. Freiburg
Jerusalem, F./ Zierz, S. (Hrsg.) (1991):
Muskelerkrankungen 
Stuttgart
Ministerium für Kultur, Jugend, Familie und Frauen (1995):
Chronisch 
kranke und behinderte Kindertagesstättenkinder 
Speyer
Mortier, W. (1994):
Muskel- und Nervenerkrankungen im Kindesalter
Stuttgart
Mumenthaler, M. (Hrsg.) (1992):
Neuromuskuläre Erkrankungen
Stuttgart
Sowa, M./ Metzler, N.-H. (Hrsg.) (1989):
Der therapeutisch richtige Umgang 
mit behinderten Menschen 
Dortmund
Weimann, G. (1994):
Neuromuskuläre Erkrankungen
München
 
10. Links
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