Inhalt
1. Spina bifida
2. Hydrocephalus
3. Urologische Besonderheiten
4. Links
1. Spina bifida
1.1 Definition
- spina = lateinischer Begriff für den hinteren Dornfortsatz des
Wirbelkörpers
- bifida = zweigeteilt
1.2 Entstehung und Ursachen
- Bildung des Rückenmarks verläuft innerhalb der ersten Phase
der Schwangerschaft über mehrere Etappen:
- a) Zuerst bildet sich Neuralplatte (siehe Abbildung 1 a)
- b) die sich daraufhin in sogenannte Neuralrinne (siehe Abbildung
1 b) verändert
- c) und schließlich bis zur 4. Schwangerschaftswoche zu einem
Neuralrohr (siehe Abbildung 1 c) wird.
- schließt sich das Neuralrohr nicht vollständig, so bleiben
Wirbelkörper offen und es bildet sich eine Spina bifida
1.3 Meningocele
- einfachere Form der Spina bifida
- Häute um das Rückenmark (Meningen) sind durch
den Druck des Hirnwassers vorgestülpt und bilden Blase (siehe
Abbildung 2)
- Blase (Cele) kann operativ entfernt werden
- in den meisten Fällen bleiben keine Behinderungen
zurück
1.4 Myelomeningocele
- schwerere Form der Spina bifida
- Rückenmark (Myelon) liegt offen und Hirnwasser kann
ausfließen (siehe Abbildung 3)
- Nervenstränge werden geschädigt
- operativer Verschluss ist erste Maßnahme, Wiederherstellung
der Nervenfunktionen ist jedoch nicht möglich
- es resultieren Bewegungsstörungen der unteren Extremitäten
bis hin zur Querschnittlähmung
- in betroffenen Extremitäten ist kein Gefühl
und die Steuerung von Blase und Mastdarm sind beeinträchtigt
Formen der Myelomeningocele
- drei mögliche Formen der Myelomeningocele, die sich
auf die Lage der cele beziehen
- Cele im Halswirbelbereich: cervikale Lähmungen
(sehr selten)
- Cele im Brustwirbelbereich: thorakale Lähmungen
- Cele im Lendenwirbelbereich: lumbale Lähmungen
- Cele im Kreuzbeinbereich: sakralen Lähmungen.
Thorakale Lähmungen
- komplette Querschnittlähmung
- schlaffe Beine liegen in "Froschhaltung"
- häufig Kyphose im Lendenwirbelbereich (Hilfsmittel: Stützmieder,
kann später operativ korrigiert werden)
- Krankengymnastik sollte frühzeitig einsetzen, um Beweglichkeit
zu fördern
- Stütz- oder Gehapparat ermöglichen Stehen und teilweise auch
Gehen
- meistens Rollstuhlabhängigkeit
Lumbale Lähmungen
- Ungleichgewicht der Muskeln im Hüftbereich, woraus Hüft-Fehlstellungen
resultieren
- operative Muskeltransplantationen und Richten der Hüfte sind manchmal
notwendig
- nach OP ist teilweise selbständiges Gehen mit Hilfsmitteln möglich
Sakrale Lähmungen
- vor allem Behinderung der Füße
- Fußfehlstellungen können durch orthopädische Maßnahmen
korrigiert werden, teilweise ist OP notwendig
2. Hydrocephalus
2.1 Definition
- Hydrocephalus = "Wasserkopf"
- meint eine Störung des Hirnwasserkreislaufs
- 50% aller Menschen mit Hydrocephalus weisen zusätzlich
eine Spina bifida auf
- 75% aller Menschen mit Spina bifida weisen zusätzlich
einen Hydrocephalus auf
-
2.2 Entstehung
- entsteht durch einen Überdruck im Kopf, der wiederum
aus einer gestörten Regulierung des Gehirnwasserkreislaufs resultiert
- Gehirn und Rückenmark werden von Liquor (Gehirnwasser
umspült, welches das Nervengewebe gegen Erschütterungen schützt
- ein gestörter Abfluss des Gehirnwassers führt
zu einer Ausweitung der inneren Hirnhohlräume, so dass das Gehirn zusammengedrückt
wird
- tritt Hydrocephalus pränatal oder beim Säugling
auf, so ist der Schädel noch nicht gefestigt und es kann zu Schädelverformungen
(vergrößerter Kopfumfang) kommen
2.3 Ursachen
- Gehirnblutungen während der Geburt
- Entzündungen, wie zum Beispiel Hirnhautentzündung
- Blutungen nach der geburt
- Virusinfektion der Mutter während der Schwangerschaft (z.B. Röteln,
Toxoplasmose)
- Keimschädigung bei den Eltern
- Tumore
- Begleiterscheinung bei Spina bifida
2.4 Symptome
Symptomatik beim Neugeborenen
- Abweichen des Kopfumfangs
- Verbreiterung der Schädelnähte
- Vergrößerung und Vorwölbung der großen Fontanelle
- Abzeichnung der Venen am Schädel
- Hervortreten der Augäpfel mit nach unten kippenden Pupillen, die
teilweise durch das untere Lid verdeckt sind (Sonnenuntergangsphänomen)
- allgemein verzögerte Entwicklung
- Teilnahmslosigkeit, Erschöpfung, Unbeweglichkeit
2.5 Maßnahmen
- Ventil reguliert Druck des Gehirnwassers und verhindert einen Rückfluss
- überschüssiges Gehirnwasser aus einer Hirnseitenkammer wird
über einen Schlauch
- entweder über die Halsvene in den rechten Vorhof des Herzens
(atrialer Shunt)
- oder unter der Haut entlang in die Bauchhöhle (peritonealer
Shunt)
- Ventil muss ständig überwacht werden
- typische Zeichen einer Krise: Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstlosigkeit,
Schielen, schiefe Kopfhaltung, Nackensteife
3. Urologische Besonderheiten
3.1 Formen
- komplett inkontinente Blase mit schlaffem Schließmuskel und schlaffem
Blasenmuskel
- sog. Durchlaufblase
- stellt keine Gefahr für oberen Harntrakt dar
- komplett inkontinente Blase mit spastischem Schließmuskel
- sog. Überlaufblase
- große Gefahr für die Nieren
- ständiger Druck auf Harnleiter führt zu Rückfluss
des Urins in die Nieren und zu Ausstülpungen der Blasenwand nach
außen (Pseudodivertikel)
- es treten wiederkehrende Harnwegsinfekte auf, die auf Dauer die
Nieren und ihre Funktionen schädigen
3.2 Untersuchungmethoden
- Sonographie der Nieren
- Bestimmung der Nierengröße (Wachstumsbeobachtung)
- Bestimmung der Restharnmenge
- Miktionscysturogramm
- Bestimmung der Blasenkapazität
- Überprüfung des Urin-Rückflusses in die Harnleiter
- Möglichkeit der Blasenentleerung
- Bestimmung des Restharns
- Beschaffenheit der Blasenwandmuskulatur
- Betrachtung der Harnröhre
- radiologische Untersuchung der Nieren
- Zustand der Nieren
- Nierenfunktion
- Abflussverhältnis in den Harnleitern
- Urodynamik
- Druckmessung der Blase während Füllung und Entleerung
- Bestimmung des Harnflusses und der Harnmenge
- Innervierung des Beckenbodens und des Blasenschließmuskels
- regelmäßige Untersuchung des Urins
- Bestätigung oder Ausschluss von Harnwegsinfekten
- Isotopennephrographie
- Bestimmung der Nierenfunktion
3.3 Therapie
- bei Durchlaufblase
- künstlicher Verschluss des Schließmuskels
- Katheterisierung
- bei spastischen Blasenmuskeln
- Blasenvergrößerung und Einbau eines künstlichen
Schließmuskels
- bei Überlaufblase
- System der Einmalkatheterisierung
4. Links
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