Inhalt
1. Allgemeines
2. Wahrnehmung
3. Lesen mit
Lo 1 - Ein Leselehrgang
4. Lesen lernen mit
Hand und Fuß
5. Rhythmik mit
Menschen mit geistiger Behinderung
6. Rhythmik
7. Menschen mit geistiger
Behinderung
8. Die Bliss-Symbolsprache
9. Literatur
1. Allgemeines
Literatur:
- Haug und Keuchel: "Lesen, Schreiben und Rechnen mit Geistigbehinderten"
- Diener, K.: "Schreiben lernen - psychologische und didaktische
Voraussetzungen"
Grundlagen des Lesens
- Automatismus des Leseprozesses: Ziel auch beim Lesenlernen von Menschen
mit geistiger Behinderung
- Lesen ist Informationsentnahme aus Texten, der bei geübten Lesern
automatisiert, selektiv und interaktiv ist
- Wie lesen Kinder, die im Lernprozess stehen?
- Buchstabe um Buchstabe
- Lesekapazität stark eingeschränkt, weil nicht automatisiert
- Überprüfung, wie weit ein Schüler im Lernprozess ist
- Buchstabenkenntnis
- Staffelung von einfachen bis zu schweren Lesetexten
- Organisation von Leseübungen
- Übungen bis zur automatischen Sinnübernahme
Lehrmethoden beim Lesen und Schreiben
- gleichzeitiges Lernen von Lesen und Schreiben führt zu gegenseitiger
Verstärkung
- Lesen vom einzelnen Buchstaben aus: einzelheitlich
- Synthetik
- Erlernen von Buchstaben und ihrer Lautwerte und -verbindungen
- von vollständigen Wörtern oder Sätzen aus: ganzheitlich
- Analytik
- Erlernen kurzer Sätze oder Wörter
- Erfassen und Merken von Wortgestalten
- Erfassen von Laut- und Buchstabenbeziehungen zueinander
- Erkennen von Buchstabenfunktionen
- Lautierendes Lesen neuer Worte
- Kinder sind von Anfang an für sinnhaftes Lesen motiviert
- Voraussetzung: gute visuelle Wahrnehmung und gute Speicherfähigkeit
Schriften
Groß Antiqua:
- Lesen: Form ist klar, einfach gegliedert, leicht perzipierbar
- Schreiben: einfach zu erkennen, keine Ober- und Unterlängen
- einzelheitliches Vorgehen
gemischt Antiqua:
- Lesen: doppelte Buchstabenanzahl, klarer Überblick
- Schreiben: deutlich höhere feinmotorische Fähigkeit, Beachten
von Ober- und Unterlängen
- ganzheitliche Methode
Lateinische Schreibschrift:
- Lesen: Erkennen der Buchstaben etwas schwieriger
- Schreiben: Aufschreib- und Abschreibbewegungen, großes graphomotorisches
Geschick
2. Wahrnehmung
Literatur:
Helga Sinnhuber: "Optische Wahrnehmung und Handgeschick". Verlag
modernes Lernen
Störungen der Wahrnehmungsentwicklung
- Organische Gründe
- Prä- oder perinatale Störungen
- Schädigung im Kindesalter
- umweltbedingte Gründe
Symptome
- auffällige Konzentrationsstörungen
- kurze Aufmerksamkeitsspanne
- Reaktion auf Einzelreize
- wenig Ausdauer
- langes Kritzelstadium
- Probleme beim Anziehen
- Schwierigkeiten beim Anziehen
- Entwicklung von Ausweichtechniken
- im ersten Schuljahr Probleme beim Lesen und Schreiben
- aggressive Reaktion auf Übungszwang
Symptome für handmotorische Störungen
- gestörte Greifbewegung
- Arm-, Hand- und Fingerkraft
- Linkshändigkeit (?)
- einseitig gestörte Handbewegung
- athetotische Handbewegungen
- spastische Bewegungsstörungen der Hand
- zittrige Handbewegungen
- gestörte Hand-Auge-Koordination
- verkrampftes Malen
3. Lesen
mit Lo 1 - Ein Leselehrgang
Literatur:
Ingrid Schultze/ Wolfgang Hipp: Lesen mit Lo 1 - Ein Leselehrgang. Verlag
Dürrsche Buchhandlung, Bonn - Bad Godesberg 1988
Zum Leselehrgang
- ursprünglich für Primarstufe, später umgeändert
für Gb
- über 4 Schuljahre gestreckt, pro Woche 1 Arbeitsstunde
- Arbeitsbögen
- Schlüsselworte (erst "Lo", dann immer ein neuer Buchstabe
dazu)
- motorische Lautgebärden
- Groß- und Kleinbuchstaben
- der Affe "Lo" sollte als Handpuppe vorhanden sein
- ganzheitliches Lesen
- analytisch-synthetische Arbeitsweise
4.
Lesen lernen mit Hand und Fuß
Literatur:
Ulrike Marx und Gabriele Steffen: "Lesen lernen mit Hand und Fuß".
Ausgabe Nord; Verlag Sigrid Persen, Horneburg/Niederelbe 1990
Zum Leselehrgang
- für Sprachbehinderte entwickelt
- Ende der 80er Jahre entwickelt
- nach Affolter ist taktile Wahrnehmung sehr wichtig, weil sich jeder
Buchstabe zusammen mit seiner taktilen Erfahrung einprägt (Jeder Buchstabe
muss andere Oberfläche haben
- Kriterien für Verwendbarkeit an der GB-Schule:
- multisensoriell
- ist der Lehrgang einmal eingespielt und vorbereitet, ist die Hauptarbeit
getan und Erfolge kommen recht schnell
- im Kurskonzept mit potentiellen Lesern geeignet
- Kleingruppen von 6-8 Schülern sind optimal
- Schüler, die mit diesem Konzept lesen lernen, sind normalerweise
gute Leser
- mögliche Probleme:
- Buchstaben, Buchstabenkombinationen und verschiedene Wörter
werden gut eingeführt, aber der Weg vom Laut zum Wort fehlt, damit
auch fremde Wörter erschlossen werden können
5. Rhythmik
mit Menschen mit geistiger
Behinderung
Literatur:
"Theorie und Praxis einer Rhythmikförderung bei geistigbehinderten
jugendlichen und erwachsenen Schülern", vorgelegt von Eva Roswitha
Stabe-Hillmer
Theoretische Grundlagen:
- neuropsychologische Grundlagen (entnommen aus Vesters Arbeit: "Denken,
Lernen, Vergessen", München 1991)
- Entwicklungspsychologische Grundlagen (nach Piaget und Inhelder 1991)
- Lernpsychologische Grundlagen
- Zusammenfassung und pädagogische Konsequenz
Förderbereiche:
- Wahrnehmung
- Denken
- Sprache
- Konzentration
- Musik
- Bewegung
- Sozialer Bereich
- Improvisation/Kreativität
6. Rhythmik
Literatur:
Krimm-von Fischer, C.: "Rhythmik und Sprachanbahnung". Heidelberg,
1979
Übungsbereiche in der Rhythmik
- Ordnungsübungen (Hinführung zu innerer und äußerer
Ordnung)
- Sinnesübungen (Schulung der Sinne)
- Soziale Übungen
- Begriffsbildende Übungen
- Phantasieübungen (Phantasie durch Bewegung wecken)
Rhythmische Förderung innerhalb der heilpädagogischen
Übungsbehandlung
- Bewegungs- und Kontaktanbahnung
- Körperschemaübungen
- Gezieltes Greifen, Koordination, Handgeschicklichkeit
- Elementarbewegungen und –begriffe
- Gleichgewicht und Behutsamkeit
Voraussetzungen für das Zustandekommen von Sprache
Sprachaufnahme:
- Hören, Sehen, kinästhetisches Vermögen
- Das Kind muss hören, horchen, sehen, beobachten und fühlen
können.
Sprachverständnis:
- Wahrnehmen von Wort, Klang, Laut, Imitation, Interpretieren: erkennen
und verstehen
- Das Kind muss das Gehörte, Gesehene und Gefühlte so aufnehmen
können, dass es diese wiedergeben kann - zunächst als Wahrnehmung.
Sprachverarbeitung:
- Denken, Formulieren,die innere Sprache (Vorstellungswelt, schöpferisches
Denken)
- Das Kind muss das Aufgenommene verarbeiten, Zusammenhänge erkennen
und verstehen, es muss selbständig denken lernen. Dazu gehören
das schöpferische Gestalten und die Phantasiearbeit.
Sprachäußerung:
- Sprechen, Schreiben
- Das Kind muss das Erkannte, Verstandene wiedergeben durch Sprache und
Schrift.
7. Menschen mit geistiger
Behinderung
Literatur:
Susanne Dank: Geistigbehinderte lernen ihren Namen lesen und schreiben. Verlag
modernes Lernen, Dortmund 1992
Lernziele der Reihe:
Vorgelagerte Ziele:
LZ1: Die Namen der Mitschüler kennen
LZ2: Personen auf Fotos erkennen
Ziele zum Lesen:
LZ3a): Verknüpfung von Lautgestalt und Wortbild
LZ4a): Wortbild im Vergleich zur Vorlage erkennen
LZ5a): Namen anhand des Anfangsbuchstabens erkennen
LZ6a): Namen anhand der Wortgestalt erkennen
LZ7a): Namen von ähnlichen Wörtern durch Orientierung an der Buchstabenfolge
unterscheiden
Ziele zum Schreiben:
LZ3b): Namensstempel und Wortschablone benutzen
LZ4b): Namen nach Vorlage aus Buchstabenstempeln, -schablonen oder Letrasetbuchstaben
zusammensetzen
LZ5b): Namensinitiale auswendig schreiben
LZ6b): Namen nachfahren und nach Vorlage abschreiben
LZ7b): Namen auswendig schreiben
Übungen zu den einzelnen Lernzielen
LZ1: "Mein rechter Platz ist leer"
"Zugfahren"
(einzelne Fahrgäste stellen sich vor)
LZ2: "Fotopuzzles"
"Fotohaus" (in Fenster
werden jeweilige Fotos eingeklebt)
LZ3: "Namen zeigen" (Rollenspiel)
"Wir stellen
Namensschablonen her"
LZ4: "Wir fertigen ein Gesellschaftsspiel" (Felder jeweils
mit Namen beschriftet, auf dem Würfel sind Fotos)
"Unsere Sachen
sind vertauscht" (müssen vorher mit Namen gekennzeichnet werden)
LZ5: "Namenspuzzle" (an der Tafel)
"Initialen
nachfahren" (an der Tafel oder auf Arbeitsblatt)
LZ6: "Namen angeln" (Kreisspiel)
"Namen auf Folie"
(Tageslichtprojektor)
LZ7: "Eigennamen diskriminieren“ (Tafel und Arbeitsblatt)
"Wir schreiben einen Brief" (Namen auf Briefumschlag schreiben, vermischen,
verteilen, jedes Kind malt Bild, steckt es in Umschlag, richtige Verteilung)
Voraussetzungen für das Erlernen von Lesen und Schreiben
Sprachlicher Bereich:
- Identifikation mit Lautgestalt des eigenen Namens
- richtige Zuordnung von Namen zu bekannten Personen
- verbale und/oder gestisch-mimische Ausdrucksfähigkeit bezüglich
einfacher Sachverhalte, Zusammenhänge und Zuordnungen
- Verstehen einfacher Erklärungen, Beschreibungen, Arbeitsanweisungen
und Handlungsaufforderungen
Visuelle Wahrnehmung:
- global-räumliches Orientierungsvermögen
- Figur-Grund-Unterscheidung
- Auge-Hand-Koordination
- Erkennen von Fotos
- Erkennen bildhafter Darstellungen und einfacher Symbole
Motorik:
- Entwicklung differenter Greiffunktionen der Hand
- Ansätze zum Halten und Führen von einfachen Werkzeugen und
Schreibgeräten
Kognitiver Bereich:
- erkennen und unterscheiden von Personen
- unterscheiden des persönlichen Eigentums von dem anderer
- Orientierungsleistungen an optischen Zeichen als Informationsträger
mit bestimmten Inhalten
- Verständnis für einfache Regeln und Beziehungen
Allgemeines Arbeitsverhalten:
- Motivationsbereitschaft
- Konzentrationsfähigkeit bezüglich einfacher Aufgabenstellungen
und Arbeitsformen
8. Die Bliss-Symbolsprache
Hintergrund
- Erfinder: Charles Bliss (geboren als Karl Blitz in Österreich)
- Idee: Entwicklung einer international verständlichen Symbolsprache
Literatur
Bliss, C.K.: "Semantographie - Blissymbolics". Sydney 1965
Frey, H.: "Mein Mund ist stumm, aber mein Verstand spricht". Bundesverband
für Körper- und Mehrfachbehinderte, Heidelberg 1992
Franzkowiak, T.: "Technische Hilfen". Bundesverband für Körper-
und Mehrfachbehinderte, Heidelberg
Becker, H./ Gangkofer, M. (Hrsg.): "Das Bliss-Symbol in Praxis und Forschung".
Julius Gross-Verlag, Heidelberg 1995
Informationsbroschüre:
Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte
Brehmstraße 5-7
40239 Düsseldorf
Tel: 0211/626651
Fax: 0211/613972