Im Folgenden werden Prinzipien vorgestellt, die eine besondere
Rolle in der Arbeit mit Schülern mit geistiger Behinderung spielen. Einige Prinzipien
überschneiden sich in ihrer Bedeutung, andere schließen einander
teilwese aus, so dass je nach Thema und Schüler (-gruppe) eine Auswahl
erfolgen muss. Ich denke, unbewusst und mehr oder weniger auch bewusst, arbeiten
wir alle nach diesen Prionzipien, mal mehr, mal weniger.
Grobsinniges Prinzip
- Anschauungsmaterial sollte besonders wesentliche Merkmale vergrößert
darstellen
- konkrete Wirklichkeit ist aufgrund der vielen Details häufig zu
verwirrend
Mehrsinniges Prinzip
- ansprechen möglichst vieler Sinne (z.B. fühlen, hören,
riechen, schmecken, sehen)
- sinnvolle Schwerpunktsetzung notwendig (nicht alle Sinne auf einmal
ansprechen)
Motorisches Prinzip
- Lernstoff sollte in Bewegung, Tätigkeit und Handeln zu erarbeiten
sein
- kein Kopflernen
- Handlungsorientierung
- Beispiel: neue Buchstaben nicht nur schreiben, sondern
auch ertasten, ablaufen, mit dem Rollbrett abfahren, ...
Prinzip der Angepaßtheit
- Ausgehen von der Verstehensebene des Schülers und von seiner Erlebniswelt
- Niveau in kleinen Schritten heben
Prinzip der Anschauung
- von konkret zu abstrakt
- zuerst mit Realgegenstand arbeiten, dann später mit Modellen, Bildern,
etc.
Prinzip der Emotionalität
- Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein, um lernen zu können
- Grundbedürfnisse: Sicherheit, geborgenheit, Anerkennung, Lob, Möglichkeit
der eigenen Kreativität, ...
Prinzip der Entwicklungsgemäßheit
- Beachtung des Verstehensniveaus des Schülers aber auch gleichzeitig
seine Lebenserfahrung
- Beispiel: keine kindischen Vorschulaufgaben für
Oberstufenschüler, auch wenn sie nicht besser rechnen können
Prinzip der Festigung
- erst wenn ein Lernschritt geübt und gefestigt ist, kann der nächste
erfolgen
Prinzip der Haltgebung
- den Schülern Halt geben durch Führen zur Selbstverwirklichung
und durch die vertrauenswürdige Person des Lehrers
Prinzip der Individualisierung
- Beachtung des individuellen Förderbedarfs
- Beachtung der Gruppengröße und der Schülergruppe/ der
einzelnen Schüler
Prinzip der Isolierung von Schwierigkeiten
- nur ein Schwierigkeitsgrad sollte zu überwinden sein
- didaktische Reduktion
Prinzip der kleinsten Schritte
- Zergliederung des Lernstoffs in sehr kleine, überschaubare und
nachvollziehbare Schritte
Prinzip der Konkretheit
- eindeutige Schwerpunktsetzung auf einen Teilaspekt
Prinzip der Lebensnähe
- nur Themen, die in der Lebenswelt der Kinder eine Rolle stehen, werden
motiviert verarbeitet
- Beispiel: Harry Potter ist wesentlich interessanter
für Schüler als z.B. Schiller
Prinzip der räumlichen Nähe
- unmittelbarer optischer Kontakt ist hilfreich bei der Zuordnung von
zwei Begriffen
Prinzip der Selbständigkeit und Selbsttätigkeit
- Möglichkeit des selbständigen Arbeitens und des Äußerns
eigener Ideen und Vorschläge
- Vorgaben möglichst gering halten
Prinzip der zeitlichen Nähe
- zeitlich abschätzbarer Rahmen, überschaubarkeit
- konkrete Situation sollte zeitnah unterrichtlich besprochen werden
- Beispiel: es macht keinen Sinn, gegen März über
Weihnachten zu sprechen
Rhythmisches Prinzip
- rhythmisch strukturierte Abläufe erleichtern effektvolles Arbeiten
- ist in Geistigbehindertenpädagogik gleichzeitig Prinzip und Fach