3.1 Physiotherapie
Wirksamkeit ist abhängig von:
- frühem Beginn
- Intensität
- Methodik
Ziele:
- Beeinflussung der abnormen Steuerung von Muskeltonus und Koordination
- normale Haltungsmuster und Bewegungen ermöglichen
- sensomotorisches Lernen anbahnen
- es werden nicht die Muskeln behandelt, sondern das Gehirn
Spezialmethoden
- Bobath: von verschiedenen Schlüsselpunkten aus werden pathologische
Muster der Tonusverteilung gehemmt und gleichzeitig automatische Stell-,
Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen angebahnt
- Vojta: in bestimmten Ausgangspositionen werden durch Druck auf sogenannte
Auslöserzonen angestrebte Koordinationskomplexe (Beherrschung der Körperlage,
Aufrichtungsmechanismen und phasische Beweglichkeit) ausgelöst
weitere Methoden
- Sensorische Integrationsbehandlung nach Ayres: Stimulation der Oberflächen-
und Tiefenwahrnehmung oder des Gleichgewichtssinns
- Petö-Methode: ganzheitlicher Ansatz, in dem krankengymnastische,
ergotherapeutische, sprachtherapeutische und pädagogische Maßnahmen
integriert werden
3.2 Mund- und Esstherapie
Ziel:
- Verbesserung von Störungen der Sensibilität sowie der Planung
und Ausführung von Bewegungen im Mundbereich
Voraussetzungen:
- unbehinderte Nasenatmung
- optimale Mundhygiene
- günstige Ausgangsposition und ruhige Atmosphäre
Esstherapie:
- Anbahnung und Normalisierung der komplexen Bewegungsabläufe des
Kauens und Schluckens
3.3 Sprachtherapie
Voraussetzungen
- ausreichende Kopfkontrolle
- Hemmung von tonischen Massenbewegungen
Problem:
- gerade Bemühungen, Sprache zu erzeugen, führen häufig
zu Verspannungen, die die Stimmgebung und die Artikulation zusätzlich
erschweren
Kommunikationshilfen:
- einfachste Systeme zur Ja-Nein-Differenzierung
- Drucker/ Schreibmaschine
- Symbolsprachen
3.4 Funktionstraining und
Hilfsmittelversorgung
Förderung der Selbständigkeit
- Anstreben maximaler Unabhängigkeit
Ergotherapie:
- Entwicklung und Stärkung der Freude am eigenen Tun>
- zuerst Dinge des alltäglichen Lebens, später Freizeitgestaltung
- es gibt hirnorganisch bedingte Grenzen, so dass der Einsatz von Hilfsmitteln
notwendig ist
Selbsthilfetraining
- Umgang mit Hilfsmitteln muss gelernt werden
Hilfsmittel:
- Haltungsbewahrung
- selbständige Fortbewegung
- Transport
- Kommunikation
- Alltagsverrichtung
3.5 Orthopädische Behandlung
- wenn trotz Physiotherapie Deformitäten drohen oder entstanden sind
- spezielle Schule
- Korsetts > bei Skoliose (während der gesamten Wachphase zu tragen)
- Schalen und Schienen zur Lagerung (während der Nacht zu tragen)
- Gipsverbände
- Operationen (Ziele: funktioneller Gewinn, pflegerische Erleichterung
und selten: kosmetische Gründe)
3.6 Sport
Ziele:
physisch:
- Verbesserung der Bewegungsgeschicklichkeit, Schnelligkeit und Kraft
- Anregung von Kreislauf und Atmung
- Erhöhung der Belastbarkeit
psychisch:
- Förderung der Bewegungsfreude, des Leistungswillens, der Selbstbeherrschung
und des Selbstwertgefühls
- Verbesserung des Sozialverhaltens (Rücksichtnahme, Gemeinschaftsgefühl)
Möglichkeiten:
- Reiten
- Schwimmen
- evtl. Skifahren
- usw.
3.7 Medikamentöse Behandlung
- spielt untergeordnete Rolle in der Behandlung der Cerebralparese, da
Regulation von Tonus und Koordination sich nicht medikamentös beeinflussen
lassen
3.8 Neurochirurgie
- sorgfältige Indikationsstellung
- nicht vor dem Schulalter
- Besserung, nicht Normalisierung der Bewegungsmöglichkeiten möglich
- Operation (Erfolge bei starker Spastik und Athetose sind nicht immer
von Dauer)
3.9 Umstrittene Behandlungsformen
- Ultraschallbehandlung des Gehirns
- Spezialdiäten und Tees
- Akupunktur
- Trocken-/ Frischzellen
- Vibrationsmassage