1. Förderschwerpunkt
Erweiterung der Handlungskompetenz durch Anbahnung von Entscheidungsfähigkeit.
Festgestellt
- alltäglicher Umgang
- Entscheidungen werden nicht durchgehalten
- viele Schüler sind mit Entscheidung überfordert
Ziel
- Selbstkompetenz: Schüler erwerben Handlungskompetenz
- kann ggf. später im Zuge von Gruppenentscheidungen auch soziale
Kompetenzen fördern
Richtlinienbezug
1. Fähigkeit zum Erfahren der eigenen Person
1.4.2 Eigene Wünsche erkennen, deren Realisierungsmöglichkeiten
abwägen und über Erfüllung oder Verzicht entscheiden.
- Der Schüler wird dazu in Situationen gebracht, in denen er
sich für eine oder mehrere Möglichkeiten (Gegenstände,
Tätigkeiten, Verhaltensweisen) von vielen Angeboten entscheiden
kann.
- Die Schüler sind zur Äußerung und zur Entscheidung
über eigene Wünsche zu führen bei der (...) Auswahl des
Beschäftigungs- und Arbeitsmaterials (...).
- In der zunehmend sich werdenden Wahl angemessener Wünsche erfährt
der Schüler Anerkennung.
4. Fähigkeit, sich in der Gemeinschaft zu orientieren, sich einzuordnen,
sich zu behaupten und sie mitzugestalten
4.4.1 Ansprüche äußern und berechtigte Ansprüche
vertreten
Analyse Handlungskompetenz
- Handlung:
- jede menschliche Betätigung (auch Denken, Wünschen und
planendes Gestalten); setzt Motivation, Überlegung und Willensentschluss
voraus, ruft Wirkungen der Außenwelt hervor, hat Zweck in sich
- Kompetenz:
- Handlungskompetenz:
- Zuständigkeit/ Fähigkeit für Tun, das eigener
Motivation, Überlegung und eigenem Willen entspringt
Analyse Entscheidung/ Entscheidungsfähigkeit
- Form eines zielgerichteten Verhaltens, die ein endgültiges Festlegen
auf eine von mindestens zwei Handlungsmöglichkeiten, die sich gegenseitig
ausschließen, beschreibt.
- Voraussetzung: Freiheit
- Aspekte
- Entscheidungssituationen erkennen
- alternative Handlungsmöglichkeiten erkennen und entwickeln
- unter Berücksichtigung von bestimmten Kriterien in angemessenen
Zeitraum Wahl treffen
- Umsetzung
- Ablauf (nach Kaiser (1976)
- Problemphase
- Erkennen der Notwendigkeit für Entscheidung: mehr Plättchen
als Platz auf Arbeitsplan
- Datenphase
- Sammeln von Informationen: Anschauen der Materialien auf dem
Materialtisch
- Alternativphase
- Bewerten der Möglichkeiten: Anschauen der Plättchen
im Schälchen
- Entscheidungspunkt
- Festlegen auf Alternative: Heften der Plättchen auf den
Arbeitsplan
- so auch Ableitung Stundenziel aus FöSch
Teilkompetenzen bezogen auf die Schüler
- Persönlichkeitsdimension
- Motivation, Willen, Mut
- Sinn in Entscheidung sehen
- eigene Bedürfnisse erkennen
- wozu habe ich Lust, was macht mir Spaß
- Konsequenzen ertragen
- Material ist schwerer als gedacht, Aufgabe macht doch nicht
so viel Spaß
- Reflektionsfähigkeit
- wird erst noch angebahnt, soll aber schon versucht werden
- Sachdimension
- es gibt Alternativen
- ich habe mehr Stationen als notwendig, ich wähle aus
- Informationen sammeln
- Anschauen des Materialtisches, was verbirgt sich hinter Stationen
- Kennen der Materialien und ihrer Gebrauchsweise
- Abwägen
- zu welchen Aufgaben habe ich mehr Lust
- Entscheidung hat Folgen
- ich muss jetzt festgelegte Aufgaben bearbeiten
- Sozialdimension
- fällt noch weg: Individualität steht im Vordergrund
Förderbedarf der Schüler (Warum dieser FöSch
für diese Schüler?)
Geistigbehinderte
- Alltag von geistigbehinderten/ Kindern: Fremdbestimmung, Vorstrukturierung,
Nichtbeachtung von Entscheidungen (weil bequemer)
- Schüler sind wenig entscheidungsfreudig, weil unbequem
- wenig Durchhaltevermögen, geringe Frustrationstoleranz
- keine/ wenig Reflektionsfähigkeit
- wenig Selbstvertrauen, keine Übernahme von Selbstverantwortung,
Orientierung an Mitschülern, um gewisse Sicherheit aufzubauen
- brauchen feste Strukturen und klare Regeln, um Verantwortung zu übernehmen
und Entscheidungen zu treffen
meine Schüler
- sehr hoher Motivationsgrad: Schüler wollen selbständig arbeiten
- heterogene Gruppe: 2 Schüler haben Defizite (schwächer/ langsamer
und konzentrationsschwächer als die anderen)
- Entscheidung für Zusatzaufgabe bisher sehr gut geklappt - unterschiedliche
Entscheidungen
Bedeutung für die Schüler
- offensichtliche Unabhängigkeit vom Lehrer: Gefühl der Selbständigkeit:
Aufbau von Selbstwertgefühl
- Erfahrung, dass Schüler selbst für ihre Arbeit zuständig
sind
- in allen Lebensbereichen wichtig (Essen, Freizeit, Partnerwahl)
- Selbstverwirklichung in sozialer Integration nur möglich, wenn
Schüler Möglichkeit bekommen, Erfahrungen mit eigenen Entscheidungen
zu machen
2. Thematik
Mögliche Inhalte für den FöSch
- alle Inhalte, die Entscheidungssituationen bieten
- Möglichkeiten, die Entscheidungssituationen entstehen lassen:
- Offener Unterricht
- Projekte
- gemeinsame Planung/ Organisation
- Zieltransparenz
- Alltagssituationen
- Kreatives Gestalten
- Erfahrungen und Kenntnisse sind Voraussetzungen für Entscheidungen
zwischen Handlungsalternativen: Inhalte der Alternativen müssen den
Schülern bekannt sein
- konkrete Situationen/ Alternativen eignen sich besser, als welche, die
in der Vorstellung gebildet werden (Schwimmen oder Sport)
- Förderung der Entscheidungsfähigkeit sollte als Teil der Persönlichkeits-
und Denkerziehung fortlaufend im Schulalltag berücksichtigt werden
- Leselehrgang ist der Bereich, in dem in unserer Klasse die ersten Schritte
zum selbständigen Arbeiten gegangen werden
- Entscheidungssituationen können geschaffen werden, sind notwendig
im Hinblick auf den Wochenplan
- Struktur des Leselehrgangs bietet Sicherheit
- Schüler entdecken selber, was sie gut beherrschen und was nicht
- nicht innerhalb der Gruppe, sondern für sich selbst
- kontinuierliche Weiterentwicklung zweier Kompetenzen
3. Methodik
Phasen
- Stuhlkreis:
- grundlegendes Wissen an alle vermitteln
- sozialer Aspekt
- Einzelarbeit Fitte Schüler:
- Gelerntes selbständig anwenden, ausprobieren
- bei Problemen LAA ansprechen
- Unterstützung der Schwachen:
- notwendige Unterstützung geben, aber so selbständig wie
möglich arbeiten lassen
- nur Auswahl der Zusatzaufgabe darauf achten, dass grüne Karten
nur unten angeheftet werden
- Einzelarbeit:
- Umsetzung und Durchhalten der eigenen Entscheidung
- Stuhlkreis:
- Demonstration der eigenen Entscheidungen, Motivation
- sozialer Aspekt
- Reflektion der eigenen Entscheidung
Medien
- Handpuppe
- Motivation, Identifikation
- weg vom Lehrer
- Symbolkarten erst an der Tafel
- Schüler schauen sich Materialtisch an
- notwendige Infos für Entscheidung
- Symbole "Leise arbeiten!", "Selbstkontrolle"
- ersetzen verbale Aufforderungen
- Signal
- bewusst nicht eingesetzt, um individuelles Loslegen zu ermöglichen
- Arbeitsplan
- noch nicht Wochenplan, nicht alle Schüler haben Überblick,
aber Anbahnung
- Arbeitstische
- die Schüler F. und E. sind nicht so organisiert, deshalb große
Tische
- Selbstkontrollmöglichkeiten
- weg von der Lehrerzentrierung "Ich lerne für mich!":
in der Regel keine Lehrerkontrolle
- Aufgaben
- sind nonverbal verständlich, weil bekannt
- Tisch mit Büchern und Mandalas
- Schüler die fertig sind, sollen Mitschüler nicht stören
Differenzierung
- äußere Differenzierung
- L. geht mit schwächeren Schülern/ -innen in den Rhythmikraum:
Arbeitsanweisungen erfüllen
- innere Differenzierung
- Schüler E.:
- Quantitative Differenzierung (Anzahl der Stationen, viel direkte
Hilfe);
- Qualitative Differenzierung (Ziel auf anderem Niveau, Aufgaben
weniger Anspruch, Medium AP als Hilfe vereinfacht)
- Schüler F.:
- Quantitative Differenzierung (Anzahl der Stationen),
- Qualitative Differenzierung (Ziel auf anderem Niveau)
Alternativen
- weiter fortschreiten mit Stationen (räumliches Problem, nicht Schritt
hin zum Freiarbeitsregal)
- nicht im Leselehrgang
- Gesamtgruppe: Heterogenität, außerdem ist Entscheidungsfähigkeit
zuerst mal Selbstkompetenz fördernd
- Partnerarbeit zulassen: Wahl der Sozialform (während Durchführung
möglich, nicht während Entscheidung: Individualität)
- Wahl des Arbeitsplatzes (bisher noch Trennung der Plätze, um Individualität
zu sichern)
Handlungsorientierung
- Selbständiges Arbeiten
- innerhalb der Stationsarbeit
- Ziel-Akzeptanz
- Lesen/ Schreiben lernen motiviert (zumindest meistens: kein Zwang
zum Mitmachen)
- Offenheit und Flexibilität
- Schüler/ -innen planen selbständig
- Sinnzusammenhang/ Lebensbezug
- durch Thematik gegeben
- Entscheidungen überall notwendig
- Planungsbeteiligung
4. Theorien
Planarbeit
- Voraussetzungen:
- Repertoire an Arbeitstechniken und angemessenen Verhaltensweisen
- Möglichkeiten des Plans:
- Wahl der Reihenfolge
- Bestimmung des Tempos
- Wahl des Rhythmus von konzentrierter Arbeit und Pausen (zu schwierig,
da Zeiten nicht überblickt werden: daher überschaubares Angebot
und kürzere Zeitspanne und anschließend gemeinsame Pause)
- Wahl der Arbeitsform und -mittel zur Lösungsfindung (Aufgaben
sind nicht so komplex entfällt)
- Lernziele:
- Planung der Arbeitsweise
- Einteilung der Arbeitsweise (s.o.)
- selbständig und möglichst kreativ Lösungswege finden
- eigenverantwortlich Arbeitsergebnisse kontrollieren (Selbstkontrollblätter)
- sachbezogen mit anderen arbeiten (Überforderung - Trennung
von gemeinsamer Bearbeitung)
- Unterrichtsplanung wird transparent (Schüler können sich darauf
einstellen)
- Pflichtaufgaben sichern Lerngrundlage
- Pflichtprogramm muss von allen Schülern geleistet werden können
und Raum für frei gewähltes ist ebenfalls notwendig (Motivationsfaktor)
Freiarbeit
- Hinführung zu Freiarbeit bei Geistigbehinderten über Vorstufen:
- Begrenzung auf 1 Lernbereich
- Begrenzung der Entscheidungsmöglichkeiten (Wahl der Stationen,
Reihenfolge)
- Überschaubarkeit des Materials
- allmähliche Steigerung der Selbstbestimmung
- Grenzen
- verbindliche Lernziele im Klassenverband (oder Wochenplan)
- Fächerkanon (musische Elemente)
- allgemeine Lernzielkontrolle fehlt
- Material (Finanzierbarkeit und Zeitaufwand)
- Lehrerpersönlichkeit (sich zurücknehmen, Verantwortung
und Mitbestimmung abgeben, FA Gegnern gegenüber durchsetzen, Motivation
Neues auszuprobieren)
Stationsarbeit
- Form des offenen Unterrichts, in der thematischer Schwerpunkt in Teilthemen
gegliedert und in Form von lernangeboten an Stationen angeboten wird
- längerfristiges Ziel: Eigenverantwortung/ Selbstbestimmung