1. Allgemein
Das Haus
Vorform: Höhle
- sprachgeschichtlich von "hüllen, umhüllen"
- Ort der Geborgenheit, Fluchtort, ABER: Ort der Geheimnisse, der dunklen
Gefahren
- Götter Zeus und Hermes in Höhlen geboren
- Kulthöhlen: Höhlenmalereien
Zelte als nächste Stufe
- Ort der Geborgenheit für Nomaden
- im AT: Abraham war Nomade, das Volk Israel zog mit Zelten durch die
Wüste, die Bundeslade wurde im Zelt aufbewahrt)
Haus als Folge daraus setzt Tradition der Höhlen und Zelte fort
- Sesshaftigkeit
- Haus zuerst als Hütte, Höhlenvorbau, dann Lehm, dann Holz,
dann Stein
- festes Haus = Heimat, Einwurzelung, Begrenzung
- Bedeutung des Hauses als schöpferischer Akt und Neubeginn wird
durch Riten wie Richtfest, Wohnungseinweihung unterstrichen
- Haus wird für andere unantastbar (Hausrecht/ Hausfriedensbruch)
- Haus nimmt Symbolik der Höhle auf: Geborgenheit, erweitert um Türen
und Fenster: offen für Kommunikation, aber auch offen für Abkapselung
- Obdachlosigkeit: Außenseiter, Haus ist etwas normales
- Haus verleiht dem Menschen Identität, man lernt ihn besser kennen,
wenn man sein Haus sieht
- in meinem Haus lebe ich nicht allein, sondern mit Menschen, Tieren,
Pflanzen, liebgewonnenen Gegenständen
- Qualität der menschlichen Beziehungen prägen Bedeutung des
Hauses für den einzelnen
- im Haus kann man Geborgenheit und Gemeinschaft erfahren
- Grundlage dafür, dass man sich später auf den Weg machen
kann aus der vertrauten Umgebung heraus auf größere Lebensräume
zu
Gotteshaus
- die junge Christengemeinde hatte kein Gotteshaus, sondern feierte in
den Häusern der Mitglieder
- seit Beginn des 2. Jahrhunderts sind bestimmte Häuser und Räume
für den Gottesdienst vorbehalten
Zuhause
- erstes Zuhause: Mutterlaib
- Sehnsucht des Menschen nach Geborgenheit, einem Zuhause durch Primärerfahrung
im Mutterlaib
- Mutter ist das erste Haus des Kindes, indirekt (in lebendiger Einheit
mit der Mutter) nimmt auch Vater teil
- zuhause kann ich:
- meinen Gewohnheiten nachgehen, mich gehen lassen
- mich zurückziehen, während es draußen stürmt
- Wehrlosigkeit, Schwäche, Zweifel riskieren
- mich in Stille und Gebet mit dem Himmel verbinden
- "Zuhause" bedeutet einen Ort, Platz, Raum haben, um zu werden,
um sich zu entfalten
Ambivalenz des Symbols Haus
- Ambivalenz:
- positive Haus-Erfahrungen: Schutz, Ruhe, Geborgenheit und Gemeinschaft
- negative Haus-Erfahrungen: Haus kann abkapseln, einengen, andere
ausschliessen
- Schüler haben ggf. neben Geborgenheit und Angenommenheit auch negative
Gefühle erlebt
- aussperren, trennen, zum Gefängnis werden,
- Ambivalenz korrespondiert mit Spannung zwischen 2 Grundbedürfnissen
des Menschen: Unterwegs sein und behaust sein
- Anthropologisch gesehen gehören Wohnen und Wandern dialektisch
zusammen
- Symbol Haus und Symbol Weg stehen in enger Beziehung
- Mensch, der innerlich im Gleichgewicht sein will, muss Haus immer wieder
verlassen und sich auf Weg machen, um Erfahrungen zu sammeln
- Fenster und Türen als sind als Verbindung nach draußen
wichtiger Bestandteil des Hauses
- erst durch Erfahrung des Herausgehens kann Haus bei Rückkehr als
Ort der Erholung, der Geborgenheit und des neuen Kräftesammelns erlebt
werden
Praktische Aspekte
- in Hausspielen werden grundlegende existentielle Erfahrungen durchgespielt
- Alltagserfahrung von Kindern: in irgendeiner Weise in einem Haus zu
sein
- intellektuelles Verstehen des Symbols steht nicht im Vordergrund, sondern
vertieftes Erleben der Wirklichkeit
- wenn Schüler das Haus als Ort des Schutzes und der Geborgenheit
erleben, haben sie an der religiösen Dimension des Symbols Haus handelnd
und erlebend teil
- auf dieser Basis können sich Schüler später vielleicht
auch für die Glaubenserfahrung, bei Gott zuhause und geborgen zu sein,
öffnen
Religiöse Aspekte
fast alle Religionen haben ihren Göttern Häuser gebaut
- in einem Ort der Geborgenheit wohnt nach menschlicher Vorstellung auch
Gott
AT:
- zunächst war Zelt mit Bundeslade Jahwes Haus, später wurde
Tempel zum Haus Jahwes
NT:
- Juden wohnten in der Regel in Häusern
- Haus wird zum Symbol für das Gottesverhältnis der christlichen
Gemeinde
- Jesus selbst hatte kein Haus (Mt. 8,20), nahm aber das Gastrecht in
Häusern häufig in Anspruch, d.h. er lehnte Häuser nicht ab
Schlussfolgerungen
- religions- und kulturübergreifende menschliche Grunderfahrungen,
die das Symbol Haus beinhaltet, überwiegen gegenüber spezifisch
christlich geprägten Bedeutungen
- Symbol Haus eignet sich gut für Religionsunterricht, an dem
Nichtchristen teilnehmen
- Elementarisierung des Bedeutungsgehalts
- Auseinandersetzung mit negativen Seiten ist Überforderung
- Thematisierung im Zusammenhang mit Loslösung vom Elternhaus
bei Jugendlichen möglich
- für junge Schüler ist es wichtig, das Haus im positiven Sinne
als Ort der Gemeinschaft. der Geborgenheit und des Schutzes zu erleben,
das ihnen inneren Rückhalt und Lebenszutrauen vermitteln kann
- Ambivalenz kommt zum Tragen, indem Schüler Haus immer wieder verlassen
sollen, um dann positive Bedeutungen bei der Rückkehr umso deutlicher
wahrnehmen zu können
- weiterer Aufbau der Gesamtreihe:
- zuerst Haus als Ort des Schutzes und der Geborgenheit
- dann das Öffnen des Hauses für andere
- danach Haus als Ort der Gemeinschaft
2. Richtlinien
Evangelische Religion an der Schule für Geistigbehinderte
Begegnungsfeld 1
I.1.2: Mein Zuhause
- Erfahren, dass ich mir meiner Familie ein Zuhause habe
- Darin bestärkt werden, dass ich durch mein Zuhause Liebe und Geborgenheit
erfahren kann
I.1.4.2: Fürsorge erleben und Wohlbefinden spüren
Richtlinien Förderung Schwerstbehinderter
- Hauptziel: größtmögliche Beziehungsfähigkeit zur
Welt (S. 7)
- Notwendigkeit: Atmosphäre, die den Schülern Sicherheit und
Geborgenheit gibt
- 3. Fähigkeit, Beziehungen zur Umwelt aufzunehmen und sich zurechtzufinden
- Fähigkeit, zur unmittelbaren Umgebung, dem Nahraum eine Beziehung
aufzunehmen.
3. Methodik
Sozialformen
Einstiegsphase: Frontalunterricht
- Gemeinsamkeit
- Ruhe finden
- Religion als besonderer Unterricht wird durch Ruhephase eingeleitet
Erarbeitung: Gruppenarbeit
- gemeinsamer Spaziergang, Erarbeitung nicht durch einzelne Schüler,
Sicherheitsgefühl
Durchführung: Einzelarbeit
- Teilreihe beinhaltet das bauen des eigenen Hauses, Individualität
bewahren
Schlussphase: Frontalunterricht
- Abrundung, Gemeinsamkeit
- gemeinsames Singen
Medien
Einstiegsphase:
- beleuchtetes Haus: Motivation, schöner Anblick
- Musik: Stille kann peinlich wirken
Erarbeitungsphase:
- Gewitter-CD: Vorstellbarkeit ist größer als beim Erzählen
Durchführungsphase:
- Tisch und Decken: Schüler bauen sich in Pausen Höhlen aus
diesem Material
- Kuschelmaterialien: vielzählige Möglichkeiten, das Haus nach
eigenem Wunsch behaglich einzurichten
Schlussphase:
- Rhythmiktücher: einfache Materialien, den Schüler/ -innen
bekannt, lenken nicht zu sehr ab
- Gitarre:zur Begleitung
Differenzierungsmaßnahmen
- L. begleitet besonders S.
- innere Differenzierung während der Durchführungsphase